Überblick

ÜBERBLICK

Selbstheilung

In der Osteopathie geht man davon aus, dass Symptomen oder Gesundheitsstörungen sogenannte Somatische Dysfunktionen zugrunde liegen. Grundsätzlich ist der Mensch – wie jedes biologische System – ständig Funktionsstörungen ausgesetzt. Idealerweise ist aber ein biologisches System – im Gegensatz zu technischen Systemen –  in der Lage, sich selbst zu helfen, zu heilen. Diese Selbstheilung zielt sowohl auf strukturelle Erkrankungen (z.B. bakterielle Entzündungen oder Verletzungen) als auch auf Funktionsstörungen. Das Ziel jedweder Patientenbehandlung kann nur die Unterstützung und Förderung dieser Selbstheilungsprogramme sein. Ohne geht es nicht – nie!

Ob in der Schulmedizin z.B. eine bakterielle Infektion mit Antibiotika oder ein Knochenbruch mit einer entsprechenden Operation oder Ruhigstellung behandelt wird, so sind diese Maßnahmen nur eine Unterstützung der körpereigenen Heilung.

Das Gleiche gilt nun auch für die Funktionstörungen. Auch hier analysiert der Osteopathische Arzt zunächst die verschiedenen Funktionsstörungen in ihren jeweiligen Bereichen (parietal, viszeral, kraniosakral) inklusive immer vorhandener Verkettungen untereinander, um diese dann mit den unterschiedlichsten Techniken aufzulösen und somit dem biologischen System Mensch die Möglichkeit zu eröffnen, seine Selbstheilungsprozesse erfolgreich zu aktivieren.

 

Struktur- und Funktionsstörungen

Nicht selten bestehen Gesundheitsstörungen und Symptome aus einer Mischung von Struktur- und Funktionsstörungen. So kann beispielsweise eine Nierenbecken- oder Blinddarmentzündung über den Psoasmuskel eine massive Funktionsstörung im Becken auslösen, eine Hüftarthrose zu schweren Funktionsstörungen der Wirbelsäule sowie zu ausgeprägten Bewegungsstörungen im Zwerchfell, eine Mandelentzündung (Tonsillitis) mit massiven Kopfgelenksstörungen mit entsprechenden Symptomen einhergehen. Gerade hier ist ein fundiertes Wissen in beiden Behandlungssystemen – also Schulmedizin und Osteopathie zwingend erforderlich. Deswegen halten wir es für unabdingbar, dass ein selbstständig behandelnder Osteopath gleichzeitig auch ein schulmedizinisch ausgebildeter Arzt sein sollte.

 

Die Körpersysteme

Die Osteopathie unterscheidet bei den Somatischen Funktionsstörungen zunächst die jeweiligen Körpersysteme, in denen sie auftreten können:

Das parietale System bezeichnet Somatische Dysfunktionen, die am Halte-, Stütz- und Bewegungsapparat auftreten. Hierzu zählen die Knochen, die Gelenke, die Muskeln, die Muskelhüllen (Faszien) und die Sehnen.

Das viszerale System bezeichnet die inneren Organe und ihre Hüllgewebe sowie die Blut- und Lymphbahnen.

Das kraniosakrale System bezeichnet das Gehirn mit seiner Weichteil- und Knochenumhüllung, deren Bewegungen untereinander sowie deren Beziehung zu anderen Körperarealen, insbesondere zu Wirbelsäule und Becken.

Grundsätzliche können somatische Dysfunktionen primär oder sekundär als Kompensation zu anderweitigen Störungen auftreten. In der Analyse und Behandlung ist das sehr wichtig.

 

Kompensation und Dekompensation

Die osteopathische somatischen Dysfunktion, früher als osteopathische Läsion, bezeichnet, ist eine fehlende Regulation oder eine Fehlregulation einer Struktur, eines Gewebes, eines Gelenks, eines Organs oder eines Organsystems. Diese Definition basiert auf der Theorie, dass der Körper immer versucht, Belastungen jeder Art auszugleichen oder zu kompensieren. Solange die gesamte Funktion des Patienten aufrechterhalten bleibt, ist der Patient kompensiert oder reguliert. Allerdings kann davon ausgegangen werden, dass diese Kompensationsmechanismen dem Körper viel Energie abverlangen. Wenn er nicht mehr kompensieren kann, gerät er in Dekompensation und ist dysreguliert, er hat also eine somatische Dysfunktion.

Vor diesem Hintergrund deuten Osteopathen auftretende Symptome des Patienten oft als Warnzeichen oder „red flag“, mit dem der Körper signalisiert, dass er die verschiedenen vorhandenen Funktionsstörungen nicht mehr kompensieren kann. Wichtig hierbei ist die Tatsache, dass Symptome oft auch sehr entfernt von den zugrundeliegenden Dysfunktionen auftreten können.  In der täglichen Arbeit kann man oft beobachten, dass eine einzige noch hinzutretende Dysfunktion zu einer massiven Dekompensation einer Vielzahl weiterer Funktionsstörungen führen kann.

So kann z.B. bei gerade noch kompensierter Bisslagenstörung (CMD), Kopfgelenksblockierung und Beckenbodendysfunktion nach Geburt eine einfache Bandverletzung am Sprunggelenk das „Fass zum Überlaufen“ bringen. Die Patientin leidet von Stund an zusätzlich zu den Knöchelproblemen an massivem Schwindel und Kopfschmerz mit Konzentrationsstörungen, was vorher nie der Fall war. Es liegt eine massive Dekompensation (nach Fortes) vor. Der geschulte Osteopath erkennt das und macht sich an die Arbeit.

Arbeitsweise

Ein Osteopathischer Arzt kann kurzfristig, manchmal notfallmäßig, nur das Symptom behandeln. Dies bezeichnen wir als Interventionelle Behandlung, sie ist schnell gemacht und bedarf nur eines einmaligen Eingreifens.  Oft wird aber rasch, wie oben bereits gesagt, deutlich, dass nicht nur ein einzelnes Symptom, sondern ein Warnzeichen einer tiefergehenden Dekompensation vorliegt. Dann sollte im Anschluß an die Intervention eine umfangreichere Systemische Osteopathische Behandlung eingeleitet werden. Diese umfasst mehrere, meist 3-5 Sitzungen von durchschnittlich 30 Minuten Dauer mit einem Sitzungsabstand von 3-6 Wochen.

 

Kosten

Ärztliche Osteopathische Behandlung ist – ausdrücklich – nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten. Gelegentlich wird diese Behandlung auch, zumindestens teilweise, nicht von den privaten Krankenversicherungen sowie weiteren Kostenträgern erstattet (je nach Versicherungsvertrag). Auf der Grundlage der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) rechnen wir deswegen die Behandlung ausschließlich als Selbstzahlerleistung mit Ihnen ab. Sie erhalten stets eine detaillierte Rechnung nach den geltenden Vorschriften der GOÄ.