Die Somatische Dysfunktion

DIE SOMATISCHE DYSFUNKTION

Eine somatische Dysfunktion ist in der osteopathischen Definition eine fehlende Regulation oder eine Fehlregulation einer Struktur, eines Gewebes, eines Gelenks, eines Organs oder eines Organsystems.

 

Es kann skelettale, gelenkbezogene, ligamentäre, myofasziale, gefäßbezogene, kraniosakrale, viszerale oder lymphatische Einschränkungen geben. Meist betrifft eine somatische Dysfunktion viele, wenn nicht alle Gewebsschichten gleichzeitig. Ein Beispiel: Eine gestörte Gelenkbeweglichkeit z.B. des Zwischenwirbelgelenkes führt durch erhöhte Kaspelspannung der Gelenkkapsel zu einer erhöhten Muskelspannung der umgebenden Muskulatur, zu einem Schmerzreiz und nachfolgend zu einer Durchblutungsminderung der Haut mit Lymphabflußstörung (verquollene derbe Haut).

 

Diese Definition basiert auf der Theorie, dass der Körper immer versucht, Belastungen jeder Art auszugleichen oder zu kompensieren. Solange die Gesamtfunktion des Patienten aufrechterhalten bleibt, ist der Patient kompensiert oder reguliert. Wenn er nicht mehr kompensieren kann, gerät er in Dekompensation und ist dysreguliert, er hat also eine somatische Dysfunktion.

 

Eine somatische Dysfunktion kann primär (ursächlich) oder sekundär (Folge) sein oder auch als sogenannte kompensatorische Dysfunktion vorliegen, bei der die Dysfunktion vom Körper erwünscht ist. Wenn beispielsweise eine anatomische (echte) Beinverlängerung vorhanden ist, entwickelt der Patient oft auf der Seite des längeren Beins eine Ileum-posterior-Dysfunktion als Teilkompensation, d.h. der Muskelzug dreht die Beckenschaufel leicht nach hinten. Das führt meist dazu, dass dieses Bein funktionell kürzer wird. Diese kompensatorische Dysfunktion erlaubt eine bessere Gesamtfunktion des Organismus und ist nicht unbedingt behandlungsbedürftig.

 

Somatische Dysfunktionen im Körper sind immer verknüpft mit anderen somatischen Dysfunktionen, man spricht von einer Dysfunktionsverkettung. Sie sind daher fast immer in kraniosakralen, viszeralen und parietalen Bereichen ( s. Teilbereiche der Osteopathie) vorhanden.

(Zitiert nach Peter Adler-Michaelson aus Osteopathische Medizin, Elsevier-Verlag 2011)